Die Orgelreise in die Innerschweiz war ein voller Erfolg. Jürg Brunner hat mit viel Aufwand alles bis ins kleinste Detail vorbereitet. So brauchten wir nur rechtzeitig am richtigen Ort zu erscheinen um all die Leckerbissen zu geniessen, welche er uns zugedacht hatte. Wir logierten im Hotel „Continental Park“ direkt neben dem Hauptbahnhof Luzern. Dadurch waren alle Orte mit Bahn, Bus oder Schiff mühelos zu erreichen.
Die Reise begann im heute unbedeutenden Göschenen, das zur Zeit der Eröffnung des Gotthard-Bahntunnels um 1880 nahezu 3000 Einwohner zählte. Entsprechend gross wurden damals Kirche und Orgel geplant. Hans Peter Graf wusste die Goll-Orgel von 1903 ins beste Licht zu rücken. Es folgten Bürglen und Schwyz-Kollegiumskirche sowie am nächsten Tag Meggen, Schloss Meggenhorn, Franziskanerkirche Luzern und schliesslich als Höhepunkt die „Orgelarena“ von Wolfgang Sieber in der Hofkirche mit ihren fast grenzenlosen Möglichkeiten. Er spielte unter anderem sein berühmtes Orgelgewitter, bei dem er die Regenmaschine einsetzte, natürlich ohne Wasser (letzteres soll er nur einmal bei der Einweihung mit Jugendlichen eingesetzt haben). Am 3. Tag dann besuchten wir die „grösste Orgel der Schweiz“ im Benediktinerkloster Engelberg, welche Alessandro Valoriani seit 21 Jahren spielt. Seine freundliche, bescheidene Art und sein grosses Können haben mich sehr beeindruckt. Auch hat mir gefallen, dass die Aufforderung zum Gotteslob auf dem wunderbaren Instrument mit prächtigen Buchstaben angeschrieben ist. Übrigens ist auch die kürzlich restaurierte Chororgel, auf der Felix Mendelssohn einmal gespielt hat, ein Juwel - und ebenso Bruder Leonhard, der die Orgeln pflegt und stimmt. Auf der Hauptorgel gibt es 137 Register. Als nützlich erweist sich ein Negativzug zum Sperren von verstimmten oder hängenden Registern. Nach einem Zwischenhalt in Stans mit Chor- und Hauptorgel ging es wieder zurück nach Luzern. Sehr gut gefallen hat mir die liebliche Jesuitenkirche, die auf Pfählen gebaut sein soll. Sie ist eng mit der Hochschule verbunden. Die Organistin Susanne Z’Graggen erzählte uns, wie viele hundert Leute hier den Gottesdienst besuchen.
Auch am 4. Tag standen interessante Instrumente auf dem Programm. Dorothé Lustenberger führte uns ihre Orgel in der Lukaskirche auf sehr originelle Art vor. Darnach ging es mit dem Schiff von Ort zu Ort: Beckenried, Gersau, Brunnen. Die eben eingeweihte Metzler-Orgel in der Pfarrkirche St. Leonhard Ingenbohl spielte Jürg uns mit besonderem Vergnügen vor, auch wenn er ohne Orgelschuhe auskommen musste. Wenigstens hatte er so die Füsse frei zum Bedienen der Register...
Im Verlauf der Woche lernten wir viele Goll-Orgeln – alte und neue – kennen, so dass sich der Besuch dieser Orgelbauwerkstatt fast aufdrängte. Simon Hebeisen erzählte uns stolz, dass seine Firma den Zuschlag für den Bau der Hauptorgel im Mainzer Dom erhalten hat. Es ist sehr schön, dass wir auf unserer Reise eine Reihe begabter Organisten dabei hatten. Sie reisten zum Teil extra zum Einspielen voraus um uns mit ihren Konzerten zu erfreuen. Dabei gefällt mir, dass sie alle so verschieden sind, so dass wir eine spannende Reise erleben durften. Euch allen und dem Organisator Jürg Brunner ganz herzlichen Dank!
Liselotte Gäumann